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28. Februar 2010

 Sturmtief "Xynthia" wütet über Deutschland

Gemessene Windgeschwindigkeit von 92,9km/h auf der Wetterstation Damm.

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Mindestens vier Menschen starben. Autobahnen, Bahnstrecken und Bahnhöfe wurden gesperrt. In ganz Westeuropa kamen durch "Xynthia" mindestens 53 Menschen ums Leben.

In Deutschland wütete "Xynthia" am heftigsten im Südwesten, in Hessen und in Nordrhein-Westfalen. Im Schwarzwald kam ein 74-jähriger Autofahrer ums Leben, bei Wiesbaden ein 69 Jahre alter Wanderer. In Nordrhein-Westfalen starben eine Joggerin und eine Autofahrerin.

Der Sturm richtete bundesweit große Schäden an. Im Reiseverkehr brach ein Chaos aus: Viele Züge standen still, Flüge fielen aus, Straßen waren blockiert. Bahnfahrer müssen auch am Montag noch mit Beeinträchtigungen rechnen. Orkanböen entwurzelten Bäume, deckten Dächer ab und wirbelten Baustellenteile durch die Luft.

Die Behörden warnten vor Spaziergängen im Wald. "Und wer nicht Auto fahren muss, sollte es besser vermeiden", sagte Meteorologe Peter Hartmann vom Deutschen Wetterdienst in Offenbach Die Orkanstärke werde sich zwar über der Mitte Deutschlands abschwächen, dennoch sei "Xynthia" ein Sturmtief, "wie man es nicht jedes Jahr hat". Nach der Vorhersage der Meteorologen sollte sich das Sturmtief mit Böen in Orkanstärke noch bis zum Sonntagabend über Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und dem Saarland austoben.

Die Region um Frankfurt am Main war besonders vom Sturm betroffen. Die Böen erreichten dort Geschwindigkeiten von bis zu 115 Stundenkilometern. "In den Häuserschluchten, wo Düseneffekte auftreten, kann es noch mehr gewesen sein", sagte Meteorologe Dietrich Meyer vom Deutschen Wetterdienst.

Auch die A3 wurde gesperrt, eine der wichtigsten Autobahnverbindungen durch Deutschland. In Frankfurt selbst waren der Hauptbahnhof und der Bahnhof am Flughafen vorübergehend geschlossen. Am Flughafen fielen bis zum Nachmittag rund 160 Starts und Landungen aus. Andere Flüge waren bis zu zwei Stunden verspätet.

Die Bahn stellte ihren Regionalverkehr in Nordrhein-Westfalen komplett ein. Die Züge führen zum Teil noch bis an ihr Ziel, es würden aber keine neuen Züge mehr eingesetzt. Man wolle einfach kein Risiko eingehen, sagte ein Sprecher der Bahn in Düsseldorf. Wie lang die Unterbrechung dauern werde, sei im Moment noch nicht abzusehen. Im Fernverkehr kam es deutschlandweit zu erheblichen Behinderungen und Verspätungen. Zuvor war der Zugverkehr bereits im Saarland komplett und in Rheinland-Pfalz teilweise gestoppt worden. Auch in Baden-Württemberg waren viele Bahnstrecken unterbrochen.

Zwischen Fulda und Hanau kollidierte ein mit etwa 800 Reisenden besetzter Intercity-Express am Sonntagnachmittag mit einem entwurzelten Baum. Der Lokführer des ICE 277, unterwegs von Hamburg über Frankfurt nach Zürich, habe den Zusammenstoß trotz einer Notbremsung nicht mehr verhindern können, teilte die Bahnpolizei in Frankfurt mit.  Erst nach fast drei Stunden konnte der Zug im Schritttempo nach Bad Soden-Salmünster fahren, wo die Reisenden auf einen Ersatzzug umsteigen sollten.

Polizei und Feuerwehr waren im Dauereinsatz. "Alle fünf Polizeipräsidien des Landes sind betroffen. Alles was laufen und fahren kann, ist unterwegs. Es gehen dauernd Notrufe ein, die Feuerwehren sind alle unterwegs und die Strom-Reparaturtrupps auch." sagte ein Polizeisprecher in Mainz.

Im Saarland wurden zwei Menschen durch einen umstürzenden Baum verletzt. Bei Würzburg in Bayern erlitt ein Mann schwere Quetschungen, als er im Sturm die Arretierung eines Krans lösen wollte. Im pfälzischen Landau wurde eine etwa 30 Jahre alte Frau sehr schwer verletzt, als sie ein Eisentor schließen wollte und der Sturm dies aus der Verankerung riss. Auch über der Nordsee wüteten Stürme in Orkanstärke.

Zahlreiche Straßen mussten wegen entwurzelter Bäume gesperrt werden. Dächer wurden vom Sturm abgedeckt und Baustellen verwüstet. Mancherorts fiel der Strom aus. In Nordrhein-Westfalen behinderten umgestürzte Bäume ebenfalls den Straßenverkehr, etwa auf der A4 bei Aachen. In Köln musste die Deutzer Brücke über den Rhein vorübergehend gesperrt werden.

 

Quelle: ZEIT ONLINE